Das vierte Praktikum steht fest

Das vierte Praktikum steht fest. Es findet bei der Firma Dipl.-Ing. Bernd Faßbender GmbH & Co. KG in Bergheim in der Nähe von Köln statt.


On the road again
 
Es ist 6 Uhr morgens und wieder geht es los ins vierte und letzte Praktikum. Um diese Jahreszeit ist es noch dunkel zu dieser Uhrzeit. Zuerst muss ich die circa dreihundert Kilometer nach Bad Waldsee bewältigen, wo ich dann meinen Wohnwagen bei der Firma Hymer übernehmen kann. Von dort sind es dann noch 522 Kilometer bis nach Bergheim in der Nähe von Köln. Nach 840 Kilometern und elf Stunden Fahrt habe ich es dann geschafft. Übrigens meine bisher weiteste Strecke.
Angekommen
 
Bei der Firma Faßbender angekommen, begrüßt mich Silke Faßbender, die Frau des Chefs, mit einem strahlenden Lächeln. Man spürt unmittelbar die "Rheinische Frohnatur". Silke Faßbender ist Bautechnikerin und hat, bevor sie in der eigenen Firma angefangen hat, sieben Jahre in einem Architekturbüro gearbeitet. Also in jeder Hinsicht eine perfekte Frau. Sofort wird mir Kaffee angeboten, einen Kuchen gibt es auch noch dazu.
Der erste Blick ins Büro zeigt, hier geht es geordnet zu. Die Firmenzentrale wirkt aufgeräumt und gut durchstrukturiert. Regina Weimer sitzt an ihrem Schreibtisch, vertieft in die Arbeit und beantwortet die zahlreichen Anrufe der Kunden und Monteure.
Ich parke meinen Wohnwagen und kurz darauf trifft er ein, der Chef! Bernd Faßbender - studierter Ingenieur für Anlagenbau und Inhaber.
Es wird mir eröffnet, dass ich am Abend zum Essen eingeladen bin. Nach einer kleinen Irrfahrt bei der ich die nähere Umgebung kennenlerne, (es ist Montag und fast kein Lokal hat geöffnet) landen wir bei einem Mexikaner, der sich als ein Geheimtipp erweist. Herzlichen Dank an dieser Stelle nochmal für die nette Einladung.

Guten Morgen
 
Der erste Tag beginnt um 7.10 Uhr. Alle 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter treffen sich im Besprechungszimmer um die Aufgaben zu verteilen und das sind Viele.
Aber zuerst gibt es Kaffee und Brötchen für alle. Sehr großzügig!
Den Vorsitz führt der Chef. Es ist wirklich jede Menge Arbeit zu tun. Ich verstehe teilweise kein Wort und das liegt nicht nur an der Sprechgeschwindigkeit des Chefs.
Vor allem macht mir der Dialekt ein wenig zu schaffen. Eines fällt gleich wieder auf: es wird viel gelacht, auch schon zu dieser Uhrzeit.
Eine junge Dame fällt mir auf. Hanna Tourney hat Abitur und ist im ersten Lehrjahr zur Anlagenmechanikerin. Respekt.
Ein Auftrag für das Rote Kreuz wird besprochen. Man soll am Samstag eine Toilette installieren. Aufpreis für den Wochenenddienst? "Nein", man will ins Geschäft kommen und darum wird darauf verzichtet.



Wie im Bienenstock
 
Sofort nach der Besprechung springen alle auf und fangen sofort mit der Arbeit an. Ware wird kommissioniert, bereitgestellte Artikel eingeladen, noch offene Schnürsenkel gebunden. Und mittendrin immer wieder Silke Faßbender. Als ein bischen Luft ist, zeigt Sie mir das übrige Betriebsgelände. Die Firma Faßbender hat neun Techniker, acht Azubis, sechs Mitarbeiterinnen im Büro und einen Lageristen beschäftigt. Das Einzugsgebiet der Kunden hat einen Radius von 30 Kilometern.
Eine interessante Ecke findet sich hoch über den Köpfen. Dort auf einer Art Balkon sind die "Sammlerstücke"der Familie ausgestellt. Vom Stierkopf über einen alten Küchenherd bis zum nostalgischen Designerwaschtisch.
Ein Blick hinter die Kulissen
 
Ein Büro ohne Computer?! Ja das gibt es. Es ist der Arbeitsplatz von Bernd Faßbender. Er steht dazu und offensichtlich funktioniert es auch. Virtuos schreitet er durch seine Firma und gibt Anweisungen. Das hat er drauf und vor allen Dingen hat er es im Kopf. Faszinierend! Auch die kleinsten Details entgehen ihm nicht. Trotz oder wegen dem fehlendem Computer?
Heute bin ich mit dem Chef unterwegs. Auf die Baustelle geht es Morgen.
Zuerst fahren wir in das firmeneigene Energiezentrum im Ortskern von Bergheim.
Dort erzählt mir Bernd Faßbender von den Anfängen des Unternehmens, das sein Urgroßvater Wilhelm Faßbender im Jahr 1900 gegründet hat. Dieser hat einen Warmwasserbereiter erfunden, für den er ein Gebrauchsmuster ähnlich einem Patent erhielt. Ein Nachbau steht in der Ausstellung.
Ein komplett funktionstüchtiges barrierefreies Bad wurde eingerichtet. Sogar die Toilette funktioniert. Das Bad wurde in genau dieser Ausführung bereits fünf mal verkauft.
Energiezentrum
 
Das eigentliche Energiezentrum ist im Keller des Gebäudes. Dort stehen sieben verschiedene Heizsysteme (Pellets, Wärmepumpe, BHKW, Gas- und Solarthermie).
Alle Anlagen sind im Betrieb und versorgen 20 Wohnungen in den umliegenden Gebäuden.
Diese Investition lohnt sich für die Firma. Die Faßbender GmbH & Co. KG gilt in der Region als ausgewiesener Spezialist für regenerative Energien.

Kundengespräch - Gasanschluss
 
Auf geht's zur ersten Baustelle. Zwar noch nicht angefangen aber schon wird's schwierig. Anwesend sind unter anderem: der Kaminkehrer, ein Vertreter der Hausverwaltung, ein Architekt, ein Mitarbeiter des Gaslieferanten, der Hausmeister und wir beide. Das muss doch was werden.
Für einen neuen Kessel wird eine Gasleitung verlegt. Diese kann aber nicht wie üblich durch das Fundament ins Haus gelegt werden, da es zu schwach ist und die Gefahr einer Setzung besteht.  Es wird entschieden den Gasanschluss nach draußen zu verlegen und darum einen "Schrank" zu mauern. Wer macht's? Beauftragt für diese Zusatzleistung wird die Firma Faßbender. Man muß es eben nehmen wie's kommt. Der Kunde ist froh und wenn es jetzt noch ganz schnell geht sogar sehr glücklich.

Big Brother

Natürlich könnte man sagen, der Chef will uns nur kontrollieren. Und wenn es so wäre?
In allen Fahrzeugen der Firma Faßbender gibt es einen GPS-Sender. Auf einer Karte am Computer können die Damen im Büro alle Bewegungen der Monteure mitverfolgen. Was das nützt? Es macht das Arbeiten einfacher und effizienter. Das Wissen wo ein Mitarbeiter gerade ist nutzt bei der Disposition. Da kann man einfach besser einteilen. „Fahr mal schnell hierhin. Hol das mal ab.“ usw.
 

Gastherme schmilzt
 
Auch einer Gastherme kann es mal zu heiß werden und dann passiert das was bei Frau Boczko passiert ist.
Das Glas durch das man kontrolliert, ob die Therme läuft bzw. brennt ist gesprungen, dadurch konnte die Flamme oder Wärme die dadurch entsteht nach draußen. Ein Kabel ist dadurch geschmolzen. Außerdem rostet der Speicher im Obergeschoss des Hauses, wo sich die Anlage befindet. Aber das ist kein Problem attestiert der Fachmann. „Ist Flugrost, das können wir später immer noch machen.“ Die Therme wird ausgetauscht der Speicher bleibt stehen. Sehr fair Herr Faßbender.
Alles zurück auf Null
 
Weiter geht’s zu einem Haus, das die Kundin vor Kurzem erworben hat. Es ist teilinstalliert! Na dann viel Spaß. „Das Garagentor kommt noch raus, hier wird ein Wohnzimmer daraus gemacht. In diesem Raum bekommen wir keinen Estrich, ihr müsst in den Beton rein.“ Usw. usw. Fertigstellungstermin? Wie immer, vor Weihnachten. Monteur Ramadani ist begeistert.
Alte Gemäuer
 
Nächster Termin Kloster. Alte Gemäuer brauchen viel Liebe und vor allem Wärme. Darum hat Bernd Faßbender im Kloster Haus Overbach „einige“ Pelletsheizungen installiert. Vor dem Haus treffen wir Pater Költringer. Wir verstehen uns auf Anhieb, zumindest sprachlich, denn er kommt ursprünglich aus Oberösterreich, genauer gesagt aus Ried im Innkreis. Ein Katzensprung von meiner Heimat entfernt. Nach Stationen in Afrika und Asien in der Mission ist er jetzt hier bei Köln gelandet. Damit die Kundenbeziehung auch in Zukunft so gut funktioniert, hat der gläubige Katholik Bernd Faßbender eine Linzer Torte mitgebracht. Im Schloss, das auch auf dem Klostergelände steht, funktioniert die Heizung nicht optimal. Wen wundert´s. Baustopp seit über zwei Jahren. Der Denkmalschutz hat die Baustelle gesperrt, wegen statischer Probleme. Darum läuft die Versorgung für die über 400 m² im Moment über zwei 20" Rohre.
 
Und abends noch ein Bier

Wenn es dunkel wird in Bergheim verziehe ich mich in meinen Wohnwagen und trinke ein mitgebrachtes Josef Groll Pils. Aber da brennt doch noch Licht. Der Chef kann es nicht sein, denn er ist bei einer Fortbildung in Köln. Also wer arbeitet da noch? Es ist Silke Faßbender, die um 21.30 Uhr noch immer im Büro sitzt. Wohlgemerkt seit 7 Uhr morgens. Ich klopfe an die Tür und Sie öffnet mir, wie immer mit einem strahlenden Lächeln (Rheinische Frohnatur). „Gestern bin ich bis 3 Uhr gesessen“ erzählt Sie mir. Offensichtlich wird die Arbeit nicht weniger.
An dieser Stelle sei ein Lanze gebrochen für die Ehefrauen der Firmeninhaber. In allen Praktikumsplätzen, wo ich in diesem Jahr gewesen bin lief es nach dem gleichen Schema ab. Er Chef, Sie Chefin mit vielfältigen Aufgaben. Im Hintergrund? Nein! Auf keinen Fall, so würde ich das nie benennen. Natürlich würde es auch irgendwie ohne Partnerin gehen, aber warum sollte man das tun. So macht es doch viel mehr Spaß.

Echte Arbeit
 
Der zweite Arbeitstag beginnt wieder mit einer Besprechung. Alle treffen sich um 7.10 Uhr im Besprechnungszimmer. Und dann geht es wieder los. Gute Laune, Gelächter, es wird mir langsam unheimlich hier. Ich werde Victor und Marcel zugeteilt. Schnell noch den Kombi dekoriert und dann geht’s los. Wir fahren zusammen in ein Industriegebiet. Dort wird im Moment das Gebäude einer neu errichteten Versandapotheke installiert.
Überblick und Fernsehen
 
Zuerst müssen wir uns mal orientieren. Andere Kollegen haben in den letzten Tagen schon Vorarbeit geleistet. Vorarbeit ist gut gesagt, wir müssen noch diverse Restarbeiten erledigen.
Aber da sind auch schon Sarah Kleinholz und Nikolaus Klein von SHK TV vor Ort. Wir haben vereinbart einen kurzen Clip über meine Arbeit als Praktikant zu drehen. Es flutscht sehr gut. Ein Kurzes Interview mit Bernd Faßbender klappt schon beim ersten Versuch.
Toilette und Unterputz Dusch Armatur
 
Und dann fängt endlich die eigentliche Arbeit an. Als erstes hängen wir eine Toilette auf. Dann wird noch eine Unterputzarmatur in den Sozialräumen installiert. Das Unterputzelement ist bereits eingebaut, es erfolgt also noch die Feinmontage.
Heizkörper versetzen, kann ich!!
 
Während die Hausanschlussleitungen gelegt wurden haben die Installateure festgestellt, dass ein Heizkörper im Weg ist. Also weg und 50 Zentimeter höher hängen. Endlich mal was, das ich schon kann!! Wasser raus, abhängen, neue Löcher bohren, Befestigungen hin schrauben, Heizkörper aufhängen, Rohre kürzen, Winkel anbringen, fertig.
Es ist vollbracht
Nach meiner Tour durch deutsche Installationsfirmen und Baustellen kann ich sagen: Es hat sich gelohnt. Würde ich es wieder tun? Auf alle Fälle.
Niemals war ich meinen „Kunden“ so nahe, wie bei meinen vier Praktika. Und niemals werde ich die Menschen vergessen, die mir auf meinem Weg begegnet sind.
Danke.
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