Das dritte Praktikum steht fest

Und wieder steht fest, wo ich ein Praktikum absolvieren werde. Dieses Mal verschlägt es mich zu den Franken und zwar nach Weisendorf, circa 40 Kilometer nördlich von Bamberg zur Firma Johannes Seeberger. Ich freue mich auf dieses neue Abenteuer.

Angekommen

Ein bisschen schwierig zu finden ist sie schon die Firma Seeberger.

Ganz versteckt, am Ende einer Sackgasse des gepflegten Gewerbegebiets in Weisendorf. Nachdem ich das Firmengebäude betreten habe, empfängt mich eine gediegene Ausstellung und ich muss erst eine Weile suchen, bis ich auf einen Herrn stoße, der sich später als Jochem Dentler vorstellt und mir den Weg zu meinem Praktikumsgeber Johannes Seeberger weist. Aber dann habe ich ihn auch schon gefunden. Johannes Seeberger weiß, was sich gehört und zeigt mir gleich seine wertvollsten Dinge und fängt bei seiner Frau Daniele an. Sie kümmert sich um die Rechnungslegung und allgemeine Bürotätigkeiten. Gleich nebenan sitzt Tanja Brendel. Ich bekomme einen Kaffee und die Führung geht weiter in die Ausstellung mit einigen Badkojen. Johannes Seeberger erklärt mir, dass er versucht viel mit zweistufigen Lieferanten oder alternativen Großhändlern, wie wir es sind, zusammenzuarbeiten. Warum? Klar, er will nicht vergleichbar sein. Eigentlich handelt es sich um zwei Firmen, die hier betrieben werden. Erstens Heizung Seeberger, vor 25 Jahren gegründet, wo "Alles" angeboten wird und das Unternehmen "Bäder mit Pfiff", das ein Komplettsortiment rund ums Bad bietet. Planung, Ausführung, verschiedene Gewerke, alles aus einer Hand. Weiterhin befindet sich die Firma Fliesen Dentler im Haus, damit werden nützliche Ergänzungen gewonnen.

Auf die Frage, warum er denn zwei Firmen betreibt, antwortet Johannes Seeberger ganz pragmatisch: "Ich habe zwei Söhne." Er fügt aber gleich hinzu, dass er eine Firma mit einem Partner betrieben hat, der bereits vor einigen Jahren ausgeschieden ist.

Weiterer Rundgang, Ernährung der Mitarbeiter

Im ersten Stock befindet sich ein gemütlicher Aufenthaltsraum, in dem sich die Mannschaft jedem ersten Freitagmorgen im Monat trifft,

bei Kaffee und Kuchen versteht sich. Die Ernährung und Versorgung im eigentlichen Sinn scheint ohnehin eine wichtige Rolle in diesem Unternehmen zu spielen. Überall stehen Kaffeemaschinen, Süßigkeiten, Obst und selbst gemachter Kuchen bereit, an denen sich alle Mitarbeiter bedienen dürfen. Einfach traumhafte Arbeitsbedingungen.

Dem Chef scheinen die vielen Leckereien nicht zu schaden. Kein Wunder, läuft er doch jeden Tag joggend in die Arbeit und fährt mit dem Rad wieder zurück.

Angst vor Solarkollektoren?

Am Morgen meines ersten Arbeitstages melde ich mich pünktlich um sieben Uhr im Büro.

Thomas Kratzer wird mir vorgestellt. Er ist Anlagenmechaniker und hat seit drei Jahren ausgelernt. Einer seiner ersten Sätze lautet: "Hast du Angst?" (An dieser Stelle muss ich jetzt mal einfügen, dass ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, als ob sich meine Praktikumsgeber immer etwas Besonderes für mich aufsparen.) Meine Antwort auf die Frage von Thomas lautet natürlich: "Nein!" Er erwidert: "Gut, dann montieren wir jetzt Solarkollektoren auf ein Dach". "OK" denke ich mir, ich war bei den Gebirgsjägern, da dürfte eigentlich nichts schief gehen.
Wir fahren in das nahe gelegene Zechern. Dort steht das Einfamilienhaus, auf dessen Dach ich heute arbeiten werde. Unterwegs wird noch schnell die Adresse ins Navi eingeben.

Erste Arbeitsschritte

Das Material ist bereits vor Ort, nur die Kollektoren sind falsch geliefert worden (Nicht von uns).

Wir machen uns daran, die Aufhängung zusammenzubauen und transportieren sie aufs Dach. Oben auf dem Dach hängen wir teilweise Dachziegel aus. Es ist noch kalt, daher trage ich einen Pulli, den mir Johannes Seeberger zusammen mit einem T-Shirt zur Verfügung gestellt hat. Wir Schrauben die Aufhängung ans Dach. Leider passen die Ziegel nicht mehr genau, darum flexen wir Aussparungen in sie hinein. Es fängt an zu regnen.
Der Giebel muss auch aufgedeckt werden, da wir noch die Zuleitung legen müssen.

Mir ist gar nicht schwindelig

Die Arbeit geht zügig voran und mir ist gar nicht schwindelig da oben.

Thomas bohrt ein Loch in das Dach und wir führen die Solarleitung hindurch. Die Aufhängung ist angebracht, Ziegel weitestgehend wieder eingedeckt, da kommt der Chef vorbei. Wir sollen zu einer anderen Baustelle im Ort fahren, um zu helfen, einen Kessel in den Keller zu tragen.

Schleppen

Wir fahren also los und treffen nach kurzer Fahrt auf Christian Dietrich und den Azubi Dominik Wellein.

Ein Brennwertgerät muss in den Keller und die beiden schaffen es nicht alleine. Christian zerlegt das Gerät so weit es geht, denn das Problem ist nicht das Gewicht, sondern das Verhältnis von Außenmaß zu "Wendeltreppe". Ja, Wendeltreppe. Leider habe ich keine Fotos machen können, weil es eine tierische Plackerei war und trotz der Enge jede helfende Hand benötigt wurde. "Und weil es so nett war", erfahre ich, "machen wir das Ganze noch mal auf unserer Baustelle, da muss ein Pelletkessel in den Keller."

Nochmal schleppen

Auf unserer Baustelle angekommen, zerlegen wir den Kessel in seine Einzelteile.

Dann installieren wir einen Flaschenzug über dem leicht "gewendelten" Treppenhaus. Stellen dann aber fest, dass die Stahlstange, die wir als Aufhängung gebrauchen wollten zu kurz ist und dadurch die Auflagefläche nicht ausreicht. Also wieder alles abbauen und einen Balken, der lang genug ist, neu installiert. Aber dann geht's los. Mit vereinten Kräften hiefen wir den Kessel in das Treppenhaus. In der Mitte müssen wir absetzen und einen längeren Gurt anbringen, dann ist das "Teil" unten.

Kollektoren aufs Dach

Mit Thomas packe ich die "richtigen" Kollektoren aus, die in der Zwischenzeit geliefert wurden.

Wir befestigen Sauggriffe und heben die beiden Platten auf das Dach. Thomas schließt die vorbereiteten Kollektoren an die Leitung an und ich kümmere mich noch um die fehlenden Reiter. Fertig!

Frage: "Vier Stunden, war das OK?"

Es ist vollbracht.

Zum ersten Mal habe ich, Rainer Sebastian, gelernter Restaurantfachmann IND Handelsfachwirt unter Zuhilfenahme meines "Lehrmeisters" Thomas Kratzer diese zwei Solarkollektoren installiert. Es hat vier Stunden gedauert. Wären Sie zufrieden mit mir?

Feierabend

Natürlich habe ich auch dieses Mal eine Kiste Vilshofener Bier dabei und so gesellt sich nach vollendetem Tagwerk der Chef Johannes Seeberger zu mir.

Für später lädt er mich noch zum Italiener ein, der sich als echter "fränkischer" Geheimtipp entpuppt. Der Inhaber des Lokals trägt fast denselben Namen wie ich, nämlich Sebastiano (was die Seebergers bis jetzt nicht wussten) und auch ein Spezialgericht "a la Sebastiano" (Nudeln mit Flusskrebsen und Shrimps) wurde sogleich bestellt. Ich möchte mich sehr herzlich für diese tolle Einladung und das vorzügliche Mahl und das interessante Gespräch bei Daniele, Johannes und Daniel bedanken. Ihr habt mich sehr herzlich aufgenommen.

Guten Morgen

Guten Morgen. Sollte ich heute etwas zerknittert aussehen, so liegt es weniger an dem Rotwein den ich gestern Abend konsumierte, als viel mehr an der Tatsache,

dass ich mich in Franken befinde und es hier eine große Anzahl an Fischteichen gibt und diese als sozusagen Untermieter eine große Anzahl an Fröschen beherbergen. Und wer es nicht live erlebt hat, kann sich nicht vorstellen, welche Kakophonie Lauten zu später Stunde hier herrscht. Leider brachte mich diese "Vorstellung" bereits letzte Nacht um einen nicht geringen Anteil meines sonst üblichen Schlafes. Wäre ich noch einen Tag hier, würde ich irgendwann wahrscheinlich Froschschenkel zubereiten

Morgens

Heute darf ich noch im Büro mithelfen und den Chef beim Außendienst begleiten.

Johannes Seeberger ist, wie jeden Morgen, die vier Kilometer von Zuhause aus in die Arbeit gejoggt. Es werden mit den Monteuren die Einsätze besprochen, die sich dazu das passende Material aus dem Lager holen. Patrick Dressler hat alles im Griff. Der Großhandelskaufmann kümmert sich um die Ausstellung, macht den Einkauf und teilt die Kundendiensttermine ein.

Außendienst mit dem Chef

Ich fahre mit Johannes Seeberger zum ersten Kunden.

Bei Familie Süß in Untermammbach soll eine Solaranlage installiert werden (ist ja jetzt mein Spezialgebiet).
Sollen es Kollektoren oder Röhren sein? Mit oder ohne Heizungsunterstützung? Wo können Leitungen verlegt werden? Viele Fragen. Es wird vereinbart, dass ein Angebot erstellt werden soll.

Zweiter Termin und immer wird telefoniert.
 
Wir kommen zum Neubau der Familie Biermann. Es gibt Fragen zu einem Anschluss, an dem später evtl. eine Badewanne installiert werden soll.
Die Antworten sind schnell gegeben. Beim Rausgehen bemerkt der Chef noch einen Gulli, der angehoben werden muss. Ist notiert, natürlich im Kopf. Und sofort wird wieder telefoniert. Erstaunlich, wie viele Telefonate dieser Mann innerhalb kürzester Zeit führen kann. Was währen wir ohne unsere Handys!?
Auftragsbearbeitung mit geheimen Daten

Wieder in der Firma setze ich mich zu Tanja Brendel ins Büro. Sie ist hauptsächlich zur Unterstützung bei Badplanungen zuständig.

Ich erfahre, dass es circa fünf bis sechs Stunden dauert, bis eine Planung komplett mit Kundengesprächen abgeschlossen ist. Bei den Angeboten werden nach Möglichkeit Namen von Herstellern und Lieferanten nicht genannt und Pläne nicht herausgegeben. Diese "Geheimnistuerei", wie es mancher nennen würde, macht aber durchaus Sinn, wäre doch sämtliche Arbeit vergebens, würde der Endkunde damit einfach zu einem Wettbewerber gehen und den Auftrag von ihm ausführen lassen.

Tiefe Einblicke

Bei diesem Praktikum durfte ich neben meiner handwerklichen Tätigkeit den Chef Johannes Seeberger begleiten.

Er hat sich Zeit für mich genommen, mehr Zeit, als man es erwarten durfte. Es entstand sofort ein Vertrauensverhältnis. Nicht alles, was er mir erzählte, ist hier im Blog zu lesen. Ist auch gar nicht nötig. Johannes Seeberger ist ein "Typ" manche würden auch sagen eine "Nummer". Was er mit meinen anderen Praktikumsgebern - beziehungsweise Chefs - gemeinsam hat, dass er anpackt und Gas gibt. Ich finde das bewundernswert, da er sich auch in den Details sehr gut auskennt, aber auch gleichzeitig großes Vertrauen zu seinen Mitarbeitern hat, die übrigens eine sehr junge Truppe sind. Es waren wieder zwei tolle Tage und ich möchte mich sehr herzlich für alles bedanken.

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