Grausame Kunden

Kunden können echt grausam sein, oder ist es die Post? Sind die Briefe schon angekommen?
Finden unsere Kunden meine Bewerbung gut?

Vor drei Tagen habe ich sie verschickt, meine Bewerbungen, und bis heute gibt es keine einzige Reaktion.
Ich kannte dieses Gefühl gar nicht mehr. Eine „Bewerbung“ verschicken, auf eine Zusage warten oder auf Ablehnung stoßen.
Im Moment bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob es eine gute Entscheidung war, diese Aktion durchzuführen.
Nehmen mich die Kunden überhaupt ernst? Bitte liebe Installateure, antwortet doch endlich.

Niederlage

Verdammt! Die Erste Reaktion gleich eine Ablehnung. Ein „Nein“!!!!!!!
Keine netten Worte wie: „Tolle Idee aber wir haben leider keine Zeit“ oder „Wir können Ihnen leider keine geeignete Stelle anbieten“.

Es ist ein „Nein“. War es wirklich alles umsonst? Habe ich mich jetzt bis auf die Knochen blamiert?
Es hört gar nicht mehr auf. Bis jetzt habe ich 14 Absagen per Fax erhalten. Zwei Firmenchefs haben angerufen und sich erkundigt, ob ich das ernst meine. Aber dann gesagt, Sie hätten in der Zeit keine Baustelle bzw. sind im Urlaub.
Ich bin am Verzweifeln.

Ja!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Endlich, eine Zusage. Mannomann. Das war eine schwere Geburt.
Jetzt ist der Damm aber gebrochen. Bis zum Abend haben sich 28 Firmen bereit erklärt, mich bei sich aufzunehmen. Danke lieben Kunden, Ihr seid die Besten.

Ich bin wirklich erleichtert.
Jetzt bin ich nur noch am Telefonieren, ständig rufen mich alte Bekannte und viele, viele Unbekannte an, fragen nach meinen Motiven und warum ich das mache. „Lernen will ich“. Natürlich ist mir bewusst, dass zwei Tage nicht viel sind, aber besser als nichts ist es alle mal. Ich glaube nach diesen beiden Tagen werde ich viel besser verstehen wie meine Kunden ticken.

Das Los hat entschieden.

Es ist entschieden. Heute Vormittag teilte ich Frau Spiegel, Buchhalterin der Firma Trapp GmbH aus Hilders mit, dass ich bei Ihnen mit meinem Wohnwagen
nächste Woche anrücken werde. So wie es aussieht, arbeite ich auf einer Baustelle in Frankfurt.

Allen anderen Kunden die mir eine Praktikumsstelle zugesagt haben, möchte ich herzlich Danke sagen. Die vielen Gespräche in den letzten Wochen und die teilweise
anrührenden Briefe, die ich erhalten habe, geben mir das Gefühl, das Richtige zu tun. Nochmals herzlichen Dank an alle, die sich gemeldet haben.

Hab mich von meiner Frau und den Kindern verabschiedet.

Auf die Frage meiner Frau ob ich mich freue, konnte ich nur antworten, dass ich sehr aufgeregt bin. Also jetzt geht´s los.

Sehr viel los auf der Autobahn. Als erstes muss ich nach Bad Waldsee, meinen Wohnwagen abholen.

Netterweise unterstützt mich die Firma Hymer, Hersteller für Reisemobile, Wohnmobile, Wohnwagen und Caravans, mit dem Modell Eriba Touring. Das stellen sie mir kostenlos zur Verfügung.
Das Navi meldet Verkehrsstörungen auf der Strecke. Ich hoffe aber, dass ich trotzdem pünktlich ankomme.

Ersten potenziellen Kunden auf der Autobahn entdeckt

Ersten potenziellen Kunden auf der Autobahn entdeckt. Das macht doch Spaß.

Ich weiß nur nicht, wie ich ihn aus dem fahrenden Auto überzeugen kann, bei uns zu kaufen.

Man sollte einfach nicht während der Fahrt am Handy rumspielen. Einmal war ich unachtsam und es musste die Technik des Fahrzeugs eingreifen, ich legte eine Vollbremsung hin. Ab sofort gibt es keine Fotos mehr aus dem fahrenden Auto.

Zur Erklärung muss ich kurz anfügen, dass ich den Blog nur teilweise selbst tippen kann.

Die meiste Zeit wird es so laufen, dass ich meine Mitarbeiterin zuhause im Büro anrufe. Sie gibt dann die von mir diktierten Texte ein.
Hier wird nichts verfälscht oder aufgearbeitet. Es sind meine original Texte die hier gepostet werden.

Hab nochmal alle Abteilungen in der Firma angerufen ob noch offene Fragen beantwortet werden müssen.

Soweit ist alles in Ordnung. Unsere Kunden werden also auch während meiner Abwesenheit optimal betreut. Es tut gut ein tolles Team zu haben, das mir den Rücken frei hält, während ich meine lustigen Abenteuer bestreite.

Wohnwagenübergabe in Bad Waldsee

Die freundliche Mitarbeiterin der Firma Hymer, Meli Metzger, hat mir sofort den Wohnwagen übergeben.


Jetzt kommt der gemütliche Teil der Reise. Mit Tempo 100 km/h setze ich nun die Reise zur Firma Trapp in Hilders fort. In 350 km habe ich mein Ziel erreicht.

Pause

Jetzt sind es noch 241 km.

Ankunft bei der Firma Trapp

Die Anreise ist vollbracht. Noch einmal rechts abbiegen, und ich fahre vor das Firmengebäude der Firma Trapp.

Modern sieht es aus, und wie mir später berichtet wird, war es früher einmal ein Supermarkt. Ich steige aus und gehe durch die Tür in den Eingangsbereich, der auch als Ausstellung dient. An einem Tisch sitzt eine junge Frau, die mich mit den Worten begrüßt: „Hallo Herr Sebastian, Sie sehen genau so aus wie auf dem Foto.“ Sie stellt sich als Tanja Trapp vor. Eine nette Begrüßung, denke ich mir. Tanja Trapp führt mich in den ersten Stock. Hier befindet sich die Schaltzentrale der Firma. Helle offene Räume mit viel Licht. Dann lerne ich Frau Spiegel kennen. Mit ihr habe ich im Vorfeld des Praktikums mehrmals telefoniert. Sie führt mich zum Chef. Gerhard Trapp ist eine stattliche Persönlichkeit. Er strahlt Ruhe aus, und wir kommen sofort ins Gespräch. Aus dem Türkeiurlaub sind sie gerade gekommen, berichtet er, und da betritt auch schon Roswitha Trapp den Raum. Man sieht ihr sofort ihre freundliche Art an und merkt, dass sie die Seele des Unternehmens ist. Gerhard Trapp erzählt von den Anfängen, als er vor 24 Jahren im Keller eines Wohnhauses startete. Eigentlich sollten es nur zwei bis vier Angestellte werden, jetzt sind es 50 eigene Mitarbeiter. Los ging es mit dem Lüftungsbau, der auch heute noch ein wichtiges Standbein für das Unternehmen ist. Aktuell bietet die Firma Trapp alles, was Kunden im Bereich Heizung, Sanitär und Lüftung benötigen. Auf dem Tisch steht ein Aquarium, „nicht ganz sauber“ wie Roswitha Trapp bemerkt. Aber heute ist der erste Arbeitstag nach dem Urlaub. Kein Problem, Frau Trapp. Es gibt Wichtigeres. Zum Beispiel die Ordnung im Büro, und die ist absolut vorbildlich. Als erstes Unternehmen der Branche wurde die Trapp GmbH 1996 nach ISO 9001 zertifiziert. Respekt, ein echtes Highlight! Wir beginnen einen Rundgang durch die Firma. Es herrscht eine ruhige, konzentrierte Arbeitsatmosphäre. Alle Mitarbeiter sind sehr freundlich. Das Lager sieht vorbildlich und aufgeräumt aus. Die Ausstellung mit verschiedenen Sanitärartikeln ist aktuell sortiert. Ich frage nach meinem Einsatzort für morgen. Es geht nach Künzel, dort wird gerade ein Mehrfamilienhaus installiert. Arbeitsbeginn ist um 7.30 Uhr. Ich bedanke mich für die Informationen und mache mich daran, meinen Wohnwagen auf dem Betriebsgelände zu parken. Eine Steckdose, an der ich den Strom anschließen will, funktioniert nicht. Sofort sind Thomas Schmidt und Bernd zur Stelle und regeln das. Bernd tituliert sich selbst als das „Mädchen für alles“. Bei einem Pils, das ich mitgebracht habe, erfahre ich einige Dinge aus der Umgebung. Hilders wird auch als die Perle der Rhön bezeichnet. In der Nähe befindet sich die Wasserkuppe, mit 950 m der höchste Berg Hessens, und der Fluss direkt neben dem Betriebsgelände heißt Ulster. In der Rhön wird Basalt abgebaut, ein Vulkangestein. Es ärgert Bernd fürchterlich, dass die Holländer im vorigen Jahrhundert diesen einfach zur Deichsicherung in die Nordsee gekippt haben.
Ich sage zu Bernd, dass mein Eindruck ist, dass hier alles ziemlich rund läuft. Er meint: „Ja, sehr familiär. Und genau darum arbeite ich hier.“

Guten Morgen

Es ist 05.50 Uhr, gerade hat der Wecker geklingelt. Die erste Nacht im Wohnwagen.

Es schläft sich relativ gut auf der Matratze, obwohl das Bett etwas kurz ist. Macht nichts, hab mich einfach quer reingelegt. Als ich mich zur Morgentoilette aufmache, treffe ich auch schon den ersten Mitarbeiter der Firma Trapp. Es ist der Auszubildende Fabian Heuser. Er wartet auf seine Kollegen, mit denen er nach Frankfurt auf eine Baustelle fährt. Eine Stunde Fahrzeit nimmt er dafür im Moment täglich in Kauf.

Ankunft auf der Baustelle

Nach einem kurzen Frühstück geht es auf die Baustelle im 30 Minuten entfernten Künzel.

Dort installiert die Firma Trapp im Moment ein Mehrfamilienhaus. Ich werde Rico und Daniel vorgestellt, mit denen ich heute zusammenarbeite. Zuerst wird mit Stefan Ihl, dem Bauleiter, kurz besprochen, was zu tun ist. Zwei Einlassventile und Prallmatten müssen installiert werden. Rico und ich machen uns ans Werk. Wahnsinn, was für ein Gefummel! Eine Dichtung muss an einer Verschraubung angebracht werden. Warum wird das nicht ab Werk vorinstalliert?! Entweder ich verstehe den tieferen Sinn dahinter nicht oder es ist wirklich eine schlechte Lösung.

Pelletsbunker

Nachdem wir alle Teile soweit zusammengebaut haben, steige ich mit Rico in den Pelletsbunker.

Ich helfe ihm, die beiden Rohre in den dafür vorgesehen Freiräumen festzuschrauben. Dann darf ich das erste Mal ran. Von außen befestige ich Teile des Einlassventils. Rico macht Fotos. Dann geht`s wieder in den Bunker. Die Abprallmatten müssen an die Decke geschraubt werden. „Aber nicht einfach am Holz festmachen, das hält nicht“, sagt Stefan, der Bauleiter. Hier merke ich das erste Mal, dass man sich bei dieser Arbeit besser zweimal überlegt, was man macht, sonst könnten Dinge später nicht funktionieren. Also bohren wir über Kopf in den Beton und befestigen an Gewindestangen die vorgesehenen Matten. Ganz schön anstrengend, merke ich zum ersten Mal. Der Schweiß steht mir im Gesicht.

Nächster Auftrag

Mit Daniel zusammen soll ich ein Abluftrohr fünf Zentimeter höher setzen.

Die Maße haben sich verändert, weil der Endkunde eine andere Ablufthaube in der Küche bekommt, als ursprünglich vorgesehen.Erst mal den alten Schaum rauskratzen, Rohr höher setzen und dann neuen Schaum rein. Das darf auch ein Praktikant wie ich machen.

Den ersten Heizkörper montieren

Da liegt er also vor mir. Ein Heizkörper!! Und der soll an die Wand.

Haha, es ist schon lustig, wie viele von den Teilen ich in den letzten 13 Jahren verkauft habe, und erst jetzt schließe ich einen davon an.
Aufriss mit dem Bleistift, Meterstab und Wasserwaage. Hahnblock anbringen, Loch bohren, Konsolen reinstecken und festschrauben. Heizkörper aufhängen, Abstandshalter ausrichten. Fertig. Ist ganz einfach! Wenn's nur einer wäre. Bis zum Nachmittag schaffen wir neun Stück. Zwischenzeitlich gehen die Hahnblöcke aus, und natürlich haben wir die Geräte auch in den zweiten Stock getragen. Anschließend werden noch fast alle Heizkörper angeschlossen. Jetzt merke ich, dass ich müde werde. Die Arbeit ist wirklich anstrengend. Es ist ziemlich ruhig geworden, was man nicht immer von dieser Baustelle sagen kann. Ständig wird gebohrt und gehämmert. Wenn ich sage, es ist ruhig geworden, dann meine ich die Arbeitsweise der Männer. Jeder weiß, was er zu tun hat in diesem Mikrokosmos Baustelle. Ich fange an, diese Männer zu bewundern. Auf meine Frage, ob er seine Arbeit mag, antwortet Daniel einfach mit „ja".
Daniel kommt wie Rico aus der Nähe von Dresden, etwa 400 km entfernt. Ihre Firma Reinhard, hat sie „ausgeliehen". Viele Jahre sind beide schon unterwegs. In München, Frankfurt und auch bis nach Österreich hat es sie verschlagen. Bemerkenswert finde ich noch ein Gespräch zwischen den Kollegen, in dem es um die Einbauhöhe einer Badewanne geht. „Sollen wir die Badewanne auf den Estrich setzen oder nicht?“, war die Frage. „Hier kommt eine ältere Dame rein“, kam zur Antwort. „Die kommt zwar in die Wanne rein, aber nicht mehr raus, weil sie die Beine nicht anwinkeln kann“, sagte Mathias, der dazugekommen war.
Das hat mir gezeigt, wie diese Männer ticken. Auch auf die Gefahr hin, dass es abgedroschen klingen mag, aber hier steht wirklich der Mensch im Mittelpunkt. Obwohl sie ihn gar nicht kennen.

Feierabend

Nachdem Bernd Ludwig, der Facilitymanager (Hausmeister ist diskriminierend und darf man nicht mehr sagen, frotzeln seine Kollegen), mein mitgebrachtes Vilshofener Pils gestern Abend gekostet hat, ist er auch heute wieder da.

Seine Kollegen Achim Rieth und Matthias Drott, auch Dr. Ott genannt, gesellen sich dazu. Beide arbeiten als Techniker im Büro der Firma Trapp. Mathias Drott der bis vor kurzem noch Servicetechniker war, meinte, wie anstrengend es doch ist, nur noch am Schreibtisch zu sitzen. Aha, dachte ich mir, so unterschiedlich können Erfahrungen sein. Gute Nacht.

Guten Morgen

Ich muss sagen, dass dieser Hymer-Wohnwagen wirklich sehr funktional ist.

Er hat alles, was man fürs tägliche Leben braucht. Toilette und Dusche wurden mir aber von der Firma Trapp zur Verfügung gestellt. Ich bin auch ganz froh drum, obwohl die Dusche mit gefühltem Schmelzwasser von der Rhön gespeist wird. Zumindest, was die Temperatur angeht. Geschlafen habe ich wie ein Murmeltier, und das ist auch gut so, denn heute warten neue Aufgaben und Erfahrungen auf mich. Gestern habe ich mit Tanja Trapp kurzfristig besprochen, dass ich nicht noch mal auf der Baustelle in Künzel mitarbeite, sondern in der Verwaltung der Firma Trapp Erfahrungen sammeln kann. Ich hoffe, man legt mir das nicht als Faulheit oder ähnliches aus. Für mich ist es einfach interessant zu sehen, wie das gesamte Unternehmen funktioniert, und dazu gehören natürlich auch Abteilungen wie die Angebotsabteilung, Buchhaltung usw. Ich denke, es wird ein interessanter Tag.

Kundendienst einteilen

Ein freudiges Lächeln begrüßt mich um 8 Uhr im Eingangsbereich der Firma Trapp, der gleichzeitig als Ausstellungsraum dient.

Tanja Trapp, Tochter des Gründerehepaares, schildert mir sogleich ihr Aufgabengebiet. Einteilung der Kundendiensteinsätze und gleichzeitige Abrechnung dieser, Verwaltung der Kundendienstverträge (einige hundert) und Telefonzentrale. Es gibt täglich viel zu tun. Wichtig bei ihrer Arbeit ist es, genügend Fachkenntnisse zu haben. Wie viel Verschnitt rechnet man beim Filtermaterial hinzu? Warum benötigte der Monteur bei einem Kunden in diesem Jahr nur einen Filter und nicht zwei? Hat er einen vergessen aufzuschreiben oder liegt es am Wartungsintervall? Das alles hat Tanja im Kopf, und ich merke schnell, dass dieses Wissen nicht durch ein Computerprogramm zu ersetzen ist.
Lustig finde ich, dass auch Tanja sich als „Mädchen für alles“ bezeichnet, wie fast jeder zweite Mitarbeiter in der Firma.

Großprojekte

Nachdem ich viel über die Organisation des Unternehmens und den Kundendienst im Besonderen von Tanja Trapp erfahren habe, geht es weiter in den ersten Stock zu Matthias Kümpel und Achim Rieth.

Die beiden betreuen Großprojekte in der Region. Bei Achim Rieth ist es aktuell ein Wohnhaus in der Frankfurter Innenstadt. Interessant zu hören, für was die Leute ihr Geld ausgeben und vor allem welche Summen da im Spiel sind. Da sind für eine Klimaanlage in einer Privatwohnung schnell 100 000 Euro beisammen. Bei dem Gespräch mit den beiden erfahre ich viel über Leistungsverzeichnisse, Ausschreibungsdaten und Pauschalierungen. Der geneigte Leser möge mir an dieser Stelle bitte verzeihen, dass ich die oben genannten Begriffe nicht erläutere, es würde einfach den Rahmen sprengen.
Seit der Griechenlandkrise boomt der Wohnungsbau im Großraum Frankfurt, berichtet Achim Rieth. Vor allem Russen und andere Ausländer investieren massiv und erzeugen dadurch einen regelrechten Boom.
Mathias Kümpel ist nicht nur einer der Techniker im Büro, sondern auch Herr über „Das große Papier“. Hinter ihm steht ein mächtiger Plotter, der Pläne im A0-Format oder größer ausdruckt. Eine Rolle Papier für dieses Gerät ist 50 Meter lang. Auf die Frage, wie lange diese 50 Meter reichen, antwortet er: „Drei bis vier Tage“. Ich kann das gar nicht glauben, welche Mengen an Plänen und Skizzen hier täglich gedruckt und weitergereicht werden. Zwischen den Ausführungen fragt mich Achim, ob ich einen Kaffee will. Ich nehme dankend an und zwei Minuten später steht er vor mir, auf dem Schreibtisch von Achim formvollendet serviert. Das hat es, glaube ich, auch noch nicht gegeben, dass „der Meister dem Praktikant“ den Kaffee bringt.

Die Chefin

Meine nächste Station ist das Büro der Chefin. Auch sie bezeichnet sich, wie so viele in der Firma Trapp, als „Mädchen für alles“.

„Ich arbeite dem Chef viel zu“, sagt die Frau Trapp. Aber nicht nur das stelle ich fest, denn eigentlich ist sie der Chef. Frau Trapp erstellt auch Angebote für große Bauvorhaben. Ich bin beeindruckt. Hat sie doch diesen Beruf gar nicht erlernt und führt doch dieselben Tätigkeiten wie ein Techniker aus. Interessant sind die Informationen, die ich von ihr erhalte. Für ein Angebot auf Basis eines Leistungsverzeichnisses werden im Schnitt drei bis vier Tage Arbeitszeit benötigt. Ganz schön viel finde ich. Und wie hoch ist die Abschlussquote? 5-7 Prozent!!!!!! Wahnsinn, was für ein Aufwand, um an Aufträge zu kommen.

Buchhaltung

Frau Spiegel führt ein straffes Regiment.

Das begreift man sofort, wenn man durch die Tür ihres Büros geht. Sie erläutert mir ihre Aufgaben in einem ruhigen sachlichen Ton und lässt keinen Zweifel daran, was sie von ihrem Chef hält. Nämlich sehr viel! Auch bei ihr merkt man sofort wieder, wie die Arbeitsatmosphäre in diesem Unternehmen ist. Mit einem Wort: „familiär“. Der Chef ist der Patron und kümmert sich um alles und jeden, weiß sie zu berichten. Er weiß Bescheid und kennt auch viele Details. Viele Neuerungen, von denen andere Firmen heute erst reden, hat er schon vor Jahren umgesetzt, wie zum Beispiel das papierlose Büro.Darum stehen auch auf vielen Arbeitsplätzen Scanner, mit denen der gesamte Schriftverkehr digitalisiert wird.
Frau Spiegel ist eine Verfechterin eines gut organisierten Forderungsmanagements. Diese Frau ist mir sympathisch, wir schwimmen auf einer Welle, was dieses Thema angeht. Nicht zu lange Zahlungsziele und den Kunden freundlich, aber bestimmt darauf hinweisen, wenn er weit über dem Mahndatum liegt. Das hält die Firma gesund. „Darum steht die Firma Trapp auch gut da.“ Man merkt ihr den Stolz an, den sie damit verbindet.Sie erzählt, dass sie gestern bis 19 Uhr da war, weil sie etwas fertig machen wollte.  Alle Überstunden werden normal aufgeschrieben, aber sie sieht das nicht so eng. Solche Mitarbeiter wünscht man sich.

Noch zwei Mädchen für Alles

Bei Simone Schäffler und Julia Knapp trifft das Prädikat „Mädchen für alles“ zumindest in Bezug auf das Geschlecht und das Alter eher zu.

Schleicht sich doch bei mir schön langsam der Gedanke ein, dass sich alle gerne in dieser Rolle sehen.
Simone Schäffler ist der „Spürhund“ der Firma. Immer wenn der Chef einen Fehler auf einer Rechnung findet oder eine Kommission fehlt, ist sie am Zug. Sie bezeichnet ihre Arbeit auch als Forschungs- und Detektivabteilung. Ich frage sie, was sie sich von einem guten Lieferanten wünscht. „Er soll immer nach Kommission und dem Besteller fragen und es auf der Rechnung vermerken.“ Ok, werden wir umsetzen.

Auf einmal wird es ganz ruhig im Büro.

Ich will mich gerade in die Mittagspause verabschieden und klopfe bei der Chefin an die Tür. Da steht Tanja Trapp bei ihrer Mutter. Mit glasigen Augen berichtet mir Roswitha Trapp, dass ihr Mann Gerhard gerade einen Unfall auf der Autobahn hatte. Am Morgen hat er noch gesagt, er fühle sich nicht besonders gut. Gerade eben hat er angerufen, aber offensichtlich geht es ihm gut, und er hat keine Verletzungen davon getragen.

Mittagspause

Das Mittagessen findet im Besprechungszimmer statt.

Auch hier werden berufliche Themen besprochen. Ein Laptop steht auf dem Tisch. Für mich gibt es Pizza, die anderen essen Salat oder auch Pizza. Wir reden darüber, wo meine Firma ist, und stellen fest, dass jeder schon mal in der Nähe von Vilshofen war. Achim Rieth hat als Kind die Ferien in Hengersberg verbracht, wo ich auch schon mal gewohnt habe. Die Welt ist eben klein.

Lager

Nach dem Mittagessen geht es noch ins Lager.

Ich informiere mich bei Cord Klasoni über die Abläufe und hole mir Anregungen für neue Produkte. Die Ware wird für die Baustellen vorbereitet und im „Affenkäfig“ für die Monteure bereitgestellt. Diese können dort zu jeder Uhrzeit hinein und mitnehmen, was sie brauchen, auch wenn keiner von den Lagermitarbeitern da ist. Hauptsächlich sind Isolierungen, HT- Rohre und sonstiges Installationsmaterial auf Lager. Viele Lieferungen werden aber auch direkt von Großhändlern wie uns auf die Baustellen geliefert.

Abschied

Schön langsam wird es Zeit für mich zu gehen.

Leider ist der Chef noch nicht da. Tanja Trapp holt ihn von der Unfallstelle in Frankfurt ab. Sie müssen noch zum ADAC. Trotzdem bitte ich alle anwesenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ein gemeinsames Foto vor die Tür. Wie überall auf der Welt warten die Männer auf die Frauen. Als dann alle beisammen sind, überreiche ich noch mein Gastgeschenk an Frau Trapp. Ich verabschiede mich und mache mich auf den Heimweg.

Fazit dieser ganzen Aktion?

"Unternehmer dieser Welt geht zu Euren Kunden"

 

Das, was ich in den vergangenen zwei Tagen bei der Firma Trapp gelernt habe und erfahren durfte, kann kein Seminar und keine Weiterbildungsmaßnahme leisten.
Mein Verständnis dafür, was da „abgeht“, ist um ein Vielfaches größer geworden.
Danke allen Beteiligten! Vor allem der Familie Trapp und deren Mitarbeitern. Ihr habt mir gegenüber größtes Vertrauen gezeigt. Ich habe sogar einen Generalschlüssel von Euch erhalten. Danke, Ihr seid Wahnsinn! Danke auch meinen Mitarbeitern, die zu Hause die Stellung hielten und dieses Format mitentwickelt haben. Und danke an die vielen Kunden, die mir ihre Zeit opferten für die vielen Gespräche im Vorfeld. Nicht zuletzt danke ich meiner Familie, allen voran meiner Frau. Sie ist meine große Stütze, und ohne sie ginge das hier gar nicht.
 
Im Moment sieht die Planung so aus, dass ich noch drei Praktika machen werde. Morgen werden die nächsten Bewerbungsschreiben an etwa weitere 9600 Installateure in Deutschland verschickt. Hier werden Sie auch in Zukunft alles darüber erfahren.

Bis dahin, halten Sie uns die Treue.

Ihr Rainer Sebastian.

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